Archiv

Allgemein

In der Grundschule läuft das Lehrerleben oft anders ab als an den weiterführenden Schulformen. In meinem Fall unterrichte ich alle Fächer in meiner Klasse bis auf Sport und Religion. Sport übernehmen unsere sehr sportlichen Sportlehrer, Religion wird nicht unterrichtet. Als Ganztagsschule bedeutet das, dass ich an vier von fünf Tagen mindestens von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr mit „meiner“ Klasse zusammen bin. Und diese vielen Stunden möchten sinnvoll gefüllt werden.

Besonders schön ist es, wenn es mir gelingt, den ganzen Tag zu einer „runden Sache“ zu machen, sich den ganzen Tag mit einem Thema aus Sicht verschiedener Fächer zu beschäftigen oder zumindest beim Stundeneinstieg an das Tagesthema anzuknüpfen. Und so einen Tag hatten wir wieder einmal zwei Tage vor den Osterferien.

Read More

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Eine Übersicht der verfassten Blogbeiträge findet man auf dem „Halbtagsblog“ von Herrn Klinge.

Tja – was macht unseren Beruf (noch) attraktiv? Natürlich ist es viel leichter zu jammern, die mangelnde Wertschätzung in der Gesellschaft, das allgegenwärtige Lehrerbashing, die leidigen Verallgemeinerungen, die fehlende Unterstützung durch Politik und Verwaltung etc. zu beklagen, als zwischen all dem die schönen Aspekte dieses Berufs (wieder-)zufinden. Was ich an diesem Beruf so liebe, sind die große Gestaltungsfreiheit und die Vielseitigkeit.

Read More

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Eine Übersicht der verfassten Blogbeiträge findet man auf dem „Halbtagsblog“ von Herrn Klinge.

Das Arbeiten mit Karte und Stempeluhr lernte ich 1982 in einem Praktikum kennen. Morgens nahmen wir die Karte, stempelten, steckten sie in das Anwesenheitsfach und abends wieder andersherum. Das Praktikum fand in einer Behörde statt und lehrte mich, dass eine eingesteckte Stempelkarte nicht unbedingt bedeutet, dass in der Zeit auch etwas Produktives passiert. (Besonders nicht im Sommer, wenn man sich auf der Schattenseite des Gebäudes trifft, da auf der anderen das Arbeiten unmöglich ist.) Außerdem musste nach jedem Auswärtseinsatz abends noch einmal das Büro aufgesucht werden um „auszustempeln“, was so manche Extrazeit einfuhr.

Nun also Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte?

Da gibt es noch ein anderes Modell, das ich gerne vorstellen möchte, das Modell, das an unserer Schule umgesetzt werden soll(te).

Read More

„Gebt den Kindern einen Grund zum Lernen“, schreibt die Zeit am 26.12.2019.

„Es kommt zu einem neuen Angriff auf die Schulnoten– Zeugnisse mit Zahlen solle es möglichst spät geben, meint die neue Lehrerpräsidentin.“, schreibt die  schweizer NZZ am Sonntag am 28.12.

Jemand beklagt die #donutpädagogik (= „hohle Aufgaben mit aufgeblähtem Methodenzauber drumherum“) auf Twitter (und hat dazu ein Buch veröffentlicht).

Die Woche davor wurden „praxisferne Aufgaben“ in Mathematik bekrittelt (von einem ausgewiesenen Deutschdidaktiker übrigens…) und gerügt, dass in den vorgestellten Sachaufgaben Informationen enthalten waren, die zur Lösung nicht benötigt wurden. Andere wiederum waren begeistert von der Idee.

Und ich sitze da und denke: Das, was ihr da so toll findet, und was euch völlig neu ist – das gibt es doch alles schon längst. In Deutschland. Durchaus auch schon im Studium vermittelt. Bei euren am schlechtesten bezahlten Kolleginnen (und wenigen Kollegen). In der von der Öffentlichkeit (und dem Philologenverband) am geringstgeschätzten Schulform.

Read More

Der Blog hat einen neuen Namen.

Warum?

Eigentlich ganz einfach. Nachdem ich vor über sechs Jahren von der Sandbank in der Nordsee in die Hauptstadt umgezogen bin, passt der Name nicht mehr so recht und es wurde langsam Zeit, das einmal zu ändern. Ich vermisse das Meer ein bisschen, aber die Silberpappeln vorne an der Straße rauschen im Sommer ganz ähnlich. Und hier gibt es Museen. Und Kaufhäuser (noch). Und wunderbare kleine und große Läden zum Bummeln und Schauen und Geld gegen Dinge eintauschen, und Theater, Revuen, Kinos, Konzerte, wenn mir der Sinn danach stünde. Und eine ganz besondere Schule!

Und warum jetzt „Baumhaus“?

Mit viel Glück (wirklich sehr viel!) bekam ich eine Wohnung, deren Besonderheiten ich erst nach und nach schätzen lernte, als ich auch andere Stadtviertel („Kieze“) kennenlernte. Sie liegt in einem denkmalgeschützem Areal mit älterem Eichenbestand und eine dieser Eichen steht direkt vor meinem Fenster, vom Arbeitstisch aus schaue ich direkt auf die dicken, bemoosten Äste. Nach sechs Jahren reicht nun einer der Äste fast bis an den Balkon und wenn ich dort sitze, mit Blick in die nahe Baumkrone, fühle ich mich eben wie in einem großen, gemütlichen Baumhaus.

Weil ich nach der Aktualisierung unseres Klassenblogs gerade so im Schreibfluss bin, schnell vor der Deadline noch einen Beitrag zur EDUBlogparade schreiben und die losen Gedankenfäden zu dem vorgeschlagenen Thema, die während der Pendelfahrten zur Schule und zurück auftauchten, verknüpfen und in Nullen und Einsen verwandeln (früher hätte man gesagt: „zu Papier bringen“ – aber wie nennt man das jetzt?).

Eine Blogparade also. Wie es dazu überhaupt kam, kann man am schnellsten im Blog von Herrn Mess nachlesen und zwar hier und hier. Und weil es diesen Blog gibt und er in der letzten Zeit viel zu selten bestückt wurde, ist das doch ein netter Anlass, wieder regelmäßig hier zu schreiben.

Und was ist nun mein schulisches Motto für dieses Jahr?

Eigentlich setze ich mir seit mehreren Jahren einen Arbeitsschwerpunkt, den ich – je nachdem, was im Laufe des Schuljahrs so auf mich einstürzt – mehr oder weniger intensiv verfolge. In den letzten zwei Jahren ging es in die Richtung: Nicht reden – machen! Ich habe einiges ausprobiert, bei anderen Ideen zumindest die Umsetzung vorbereitet. Nun, nachdem sich das Leben nach Corona wieder einigermaßen normalisiert hat, geht es wieder in die andere Richtung. Mein Motto für 2024 ist:

Mach – und rede darüber!

Die Präsentation zum Lernen in virtuellen Welten (ein Thema, das mich schon lange umtreibt) liegt fast fertig im Dokumentenordner. Beamer zur Gestaltung eines immersiven Raumes sind in ausreichender Zahl gehortet, der Raum selbst wurde mit Zähnen und Klauen gegen anderweitige Nutzung verteidigt. Nur die Kinect starrt mit ihrem schwarzen Sensorauge vorwurfsvoll auf den Schreibtisch und wartet auf ihren Einsatz. Aber ein Schritt nach dem anderen. Ein großer Vorteil des Altwerdens ist ja, dass man es nicht mehr so eilig hat.  

So kann es wohl bald losgehen mit dem Reden, entweder auf dem parallel geführten und lange vernachlässigten thematischen Blog oder auf den „einschlägigen“ Veranstaltungen hier und hier und wo immer man „umsonst“ und ohne Aufwandsentschädigung reden darf.

Kommt ihr zuhören? 

Seit dieser Woche gibt es Schule mit Präsenzphasen.

Unser Klassenraum ist klein, unser Klasse mit 24 Kindern voll besetzt. Also haben wir beschlossen, die Klasse in drei Gruppen zu teilen und zwar nach Jahrgängen. Nur – wie verteilt man drei Gruppen auf fünf Tage? Wie stellt man sicher, dass auch die Gruppen in der „Heim-Phase“ angemessen betreut werden?

Noch einmal zur Ausgangslage:

  • 24 Kinder aus drei Jahrgängen
  • 2 Pädagogen in Vollzeit (Erzieherin / Lehrerin)
  • 5 Tage-Woche
  • Vorgabe: eine Gruppe ist jeweils von 8.00 – 13.00 in der Schule, also Halbtagsunterricht
  • alle anderen Kinder sind im Fernunterricht

Wir haben uns für folgendes Modell entschieden und werden es die nächsten Wochen testen:

Read More

Zwei Wochen Frühjahrsferien sind vorbei und drei neue Wochen der Schulschließung.

Nachdem kurz nach Ostern klar war, dass die Schulschließung andauern würde – ich hatte ja zu dem Zeitpunkt noch gehofft, nach Ostern könnten wir „normal“ weitermachen – fielen die letzten Urlaubstage der Unterrichtsplanung und -vorbereitung zum Opfer. *)

Prämisse der Planung war: Gestalte den Unterricht so, dass du ihn auf diese Weise bis zu den Sommerferien fortsetzen könntest.

Basis des Unterrichts blieb Learningview. Die Plattform hatte sich inzwischen weiterentwickelt, die Serverkapazität ausgebaut und neue Funktionen eingerichtet. Die Struktur, die wir gewählt haben, lässt sich aber sicherlich mit jedem anderen LMS genauso umsetzen. Read More

In der Woche vom 9.12. bis zum 15.12. fanden in 180 Ländern Veranstaltungen im Rahmen der Computer Science Education Week statt, mit der Schülerinnen und Schülern Computer und Programmieren näher gebracht werden sollen. Zentraler Punkt der Veranstaltung ist die Plattform „Hour of Code“, mit der Kinder jeden Alters einen Einstieg in das Programmieren finden können, die aber inzwischen auch den etwas Erfahreneren einiea zu bieten hat.
In Deutschland ist die Beteiligung im Vergleich zu den Nachbarländern noch recht gering, wie der Kartenausschnitt zeigt.

 

Map

Nachdem wir im letzten Jahr mit den Steinadlern bereits einen erfolgreichen Versuch gewagt hatten, wollten wir in diesem Jahr dem Thema mehr Zeit einräumen und setzten es als fächerübergreifendes Thema mit geplant 15  Wochenstunden um.

Read More

Ich besitze ein Pampelmusenmesser 1). Es begleitet mich seit 1986, wenn nicht länger. Es war einst Bestandteil eines großen Messersets, von dem nur zwei Teil überlebten – eines davon ist eben dieses Pampelmusenmesser, das bisher bei jedem Umzug für würdig empfunden wurde mitzuziehen.

Was kann ein Pampelmusenmesser?

Es kann bei einer halbierten Pampelmuse die Fruchtschnitzen aus der Schale lösen. Es kann kein Fleisch schneiden, es kann kein Gemüse schneiden, es ist kein Schälmesser, es kann noch nicht einmal eine Pampelmuse halbieren. Selbst das Buttermesser hatte bei uns eine Zweitverwendung als „Erstmesser“ der Kleinstkinder gefunden. Das Pampelmusenmesser nicht. Es kann nur Fruchtschnitzen aus der Schale lösen. Aber ich kenne keinen anderen Gegenstand, mit dem mir das so einfach und nahezu perfekt gelingen würde.

Ich kenne und nutze „Skinner-Apps“ 2). Sie begleiten mich seit 1998, wenn nicht länger. Sie sind Bestandteil eines großen Sets von Tools, die ich ausprobierte, von denen nur wenige als ständiger Einsatzpartner überlebten – eines davon sind eben die Learningapps, die bisher bei jedem Entwicklungsschritt im Neuland für würdig empfunden wurden mitzuziehen.

Was können Skinner-Apps?

Sie können Lerninhalte üben und festigen. Sie dienen nicht der Kreativität, sie dienen nicht der Kollaboration, sie sind kein Kommunikationsmittel. Und sie wollen das auch gar nicht. Sie zählen zur S-Stufe des SAMR-Modells 3), die oft als die niedrigste Stufe digitalen Lernens angesehen wird. Skinner-Apps können nur Lerninhalte üben und festigen. Aber ich kenne kein anderes Tool, mit dem mir das so einfach, zeiteffektiv und schülermotivierend gelingen würde.

Es bleibt die Frage: Müssen wir in Zeiten, in denen man „schnell etwas googlen“ kann, überhaupt Lerninhalte üben und festigen? Sollen die Kinder nicht flexibel anwendbare Kompetenzen statt trägem Wissen erwerben? Nun – es kommt auf die Schulstufe an. All die wunderbaren 4K-Diskussionen 4) gehen davon aus, dass die Kinder, die kreativ und kritisch kommunizieren und kollaborieren sollen, über ein Basiswissen verfügen – Lesen, Schreiben, Grundrechenarten, ein Allgemeinwissen und ein individuelles Spezialwissen, auf dessen Grundlage sie Informationen finden, bewerten und Fakten verifizieren können, um daraus neues Wissen (!) zu konstruieren und dieses kommunizieren zu können.

Dieses Basiswissen wird in der Grundschule vermittelt. Und die Skinner-Apps sind hier (und überall dort, wo Fakten gelernt werden müssen) eine Methode unter mehreren, aber eine Methode, die viele Schüler motiviert und für sie Üben mit Spaß verbindet.

Wie immer – nicht mehr und nicht weniger und kein Allheilmittel und nicht „das digitale Lernen an sich“. Aber wenn ich nur eben eine Pampelmuse essen möchte, nehme ich eben mein Pampelmusenmesser….

 

1) Pampelmuse: altertümlicher Begriff für Grapefruit, botanisch nicht korrekt 😉

2) Skinner-Apps: abwertende Bezeichnung für Apps und digitale Anwendungen, die in den Bereich „Drill and Practise“ fallen, also reine Übungsapps sind. Der Begriff wurde von A. Krommer in Anlehnung an die Versuche von B.F. Skinner zur operanten Konditionierung von Testtieren geprägt.

3) SAMR-Modell: hier erklärt von der Gesellschaft für digitale Bildung

4) 4K-Modell des Lernens bei Wikipedia

 

Nachtrag:

Beim #beo19 (Barcamp Education Ost) kam eine Kollegin auf mich zu und bedankte sich, dass ich im letzen Jahr dort einen Workshop zu Learningapps.org durchgeführt habe, der wohl am heftigsten kritisierten Sammlung von Skinner-Apps derzeit. Für sie war es der Einstieg in das Lernen mit digitalen Medien, das Erstellen eigener digitaler Inhalte für ihre SchülerInnen, das sie sich sonst nie zugetraut hätte. In diesem Jahr ist sie wieder zum Barcamp gekommen, hat sich neue und andere Impulse geholt und wird so ihren Unterricht weiter und weiter zum „zeitgemäßen Lernen“ hin entwickeln – so weit, wie es im Moment für sie und ihren Unterricht passt und in ihrem eigenen Tempo.