5 Dinge, die du…IWB
Beim Educamp in Leipzig 2016 gab es einen Workshop mit dem Titel „Smartboard – Fluch oder Segen?“ Nach einem ersten Abtasten kam es zu einer angeregten Diskussion, die mit dem Vorschlag endete: „Schreib doch mal auf, was du uns hier alles erzählt hast. Das brauchen wir, denn viele wissen nicht, was man mit den Dingern überhaupt anfangen kann.“
So kam es zu diesem Blogpost.
5 Dinge, die du mit deinem interaktiven Whiteboard („Smartboard“) tun kannst – eine Kurzanleitung für Einsteiger
Zu erst einmal: deine interaktive Tafel ist eine Tafel. Sie hat vielleicht deine alte, grüne Tafel ersetzt, vielleicht hast du sie zusätzlich bekommen. Tafeln eignen sich besonders gut (um nicht zu sagen: fast ausschließlich) für Frontalunterricht. Und dafür ist auch deine “elektronische Tafel” prädestiniert – nutze sie sparsam innerhalb einer ausgewogenen Mischung deiner Unterrichtsmethoden.
Deine elektronische Tafel kann aber viel mehr als die alte Kreidetafel!
1.) Reichere deinen Unterricht mit Videos und Animationen an
Youtube ist eine unschätzbare Quelle für den Unterricht geeigneter Videos. Viele Videos, die man sonst nur über spezielle Webseiten findet, sind zusätzlich bei Youtube gelistet. Wie funktioniert ein Mähdrescher? Wie wird eine Geige gebaut? Was passiert im Wasserwerk? Ohne großen Aufwand kannst du diese Filme im Unterricht zeigen. Mit deiner Boardsoftware kannst du den Film stoppen, am Standbild Inhalte erklären, Elemente wie Pfeile und Kreise dazuzeichnen, Annotationen machen. Dieses Tafelbild kannst du meist als “Screenshot” speichern und später wieder abrufen.
Andere Plattformen sind vimeo.com, teachertube.com (meist Englisch), die Mediatheken der Fernsehsender bzw. die Webseiten ihrer Bildungssparten wie Planet Schule und ARD-Alpha (früher: br-alpha) oder auch spezielle Videoplattformen wie die Mediathek der DFG.
Wenn deine Tafel keinen Internetanschluss hat, kannst du die Filme oft herunterladen und mit einem USB-Stick auf den Rechner in der Schule übertragen. Ob dies erwünscht ist, kann man auf der Seite des jeweiligen Filmes sehen. Dort werden eine entsprechende Lizenz und eine Download – Option angezeigt.
Weitere rechtliche Hinweise zum Einsatz von Internet-Videos im Unterricht findest du auch beim „Lehrerfreund“.
2.) Nutze die Angebote zu (d)einem Lehrwerk
Viele Schulbuchhersteller bieten inzwischen Zusatzmaterial wie interaktive Tafelbilder oder zu bestimmten Kapiteln ihres Lehrwerkes passende Filme und interaktive Übungen an. Wo man früher im Fremdsprachenunterricht eine Kassette einlegte, kommt heute das Interaktive Whiteboard zum Zuge. Informiere dich bei Kollegen, bei den Verlagen und auf Messen, ob dir diese Materialien zusagen und zu deinem Unterricht passen. Vieles ist nicht optimal, aber ein einfacher Einstieg in eine erfolgreiche Nutzung deines interaktiven Whiteboards.
3.) Verwende die auf deinem Rechner/Laptop installierten Programme
Das interaktive Whiteboard spiegelt den Monitor deines Rechners. Alles, was du über Programme auf deinem Rechnermonitor anzeigen lassen kannst, kannst du auch auf dem interaktiven Whiteboard anzeigen lassen und vom Board aus steuern. Mit Notensatzprogrammen lassen sich Noten direkt am IWB schreiben und anhören, Geometrie-Programme wie Geogebra erleichtern das Anfertigen (und variieren) geometrischer Konstruktionen an der Tafel, die Anzeige eines USB-Mikroskops wird für alle gleichzeitig erkennnbar.
Gibt es Computerspiele, die zum Unterricht passen? Alles, was auf dem kleinen Bildschirm erfreut, macht “in groß” noch viel mehr Spaß.
4.) Setze das Internet ein
Du hast tolle Sachen beim Surfen im Internet gefunden? Du hast eigene Lernspiele im Internet erstellt, z. B. mit Learningapps.org, tolle Tools entdeckt und damit Material gestaltet wie mit thinglink.com oder Zooburst, ein Quiz erstellt mit Kahoot ? Nutze sie mit deinen Schülern am IWB.
Lies mit deinen Schülerinnen und Schülern gemeinsam Twitter am IWB und kommuniziere mit interessanten Menschen und Institutionen.
Du hast einen Google+ oder Skype-Account? Vernetze dich mit anderen Lehrkräften und gestaltet ein Google Hangout oder eine Skype-Session mit euren Klassen, tauscht euch aus, lernt von- und miteinander und führt gemeinsame Projekte durch. Webbasierte, geteilte Online-Whiteboards wie Realtime-Board, Scribblar, twiddla, awwapp und viele andere mehr ermöglichen dabei eine Zusammenarbeit.
5.) Nutze und erstelle eigenes Material mit der boardeigenen Software
Dein Interaktives Whiteboard ist höchstwahrscheinlich mit einer Unterrichts-Software geliefert worden. Smart setzt dabei auf das „Notebook“-Format, Promethean nutzt „Active Inspire“ („flipchart“-Format), andere arbeiten mit „Easy Teach“, „E-Beam“ oder anderem. Smart bietet zusätzlich eine webbasierte, vereinfachte Version seiner Software an, die allgemein zugänglich und nicht an eine gekaufte Lizenz gebunden ist. Die großen Hersteller unterhalten Plattformen, auf denen Unterrichsmaterial für ihre spezielle Software gesammelt wird. Diese Materialien – interaktive Tafelbilder und Unterrichtsszenarien – sind meist von Lehrkräften erstellt und von durchaus unterschiedlicher Qualität. Oft besteht die Möglichkeit, diese Materialien an eigene Bedürfnisse anzupassen, wenn man die entsprechende Software selbst besitzt. Hierbei solltest du dich vorher über die Nutzungsbedingungen der Plattform und die Lizenbedingungen des jeweiligen Materials informieren. Für Smart ist dies die Plattform Smart Exchange. Diese Dateien können dann auch über die Webversion Smart Express genutzt werden. Unterrichtsmaterial für Promethean Active Boards gibt es bei Promethean Planet. Ein großes Problem war bisher, dass das Material weit überwiegend auf Englisch war, dies ändert sich jedoch in letzter Zeit.
Eine gute kostenlose Alternative ist die offene Board-Software „Open Sankoré„, bzw.“Open Board“, letztere befindet sich noch in der Entwicklung. Auch hierfür gibt es eine große Materialdatenbank, die diesmal aber schwerpunktmäßig französischsprachig ist.
Natürlich passt das nun gefundene Material nicht zu deinem Schulbuch, nicht zu der Klasse und ist nicht so gut, wie du es dir eigentlich vorgestellt hast. Also – besser selber machen! Die Funktionen einer Boardsoftware sind schnell erklärt – man kann malen, schreiben, Dinge verschieben. Du kannst Inhalte abdecken durch Rechtecke in Hintergrundfarbe, durch softwareeigene „Rollos“ oder Abdunkelungen, die dann vielleicht eine bewegliche Fokusöffnung haben, oder sie über den Rand hinaus ins Unsichtbare verschieben und später hervorholen. du kannst Bilder, Audios, Videos und Weblinks einbinden und aus der Anwendung heraus öffnen. Auch diese kannst du durch Abdecken oder extremes Verkleinern unsichtbar halten, solange du sie für den Unterrichtsablauf nicht benötigst. Einige Programme bieten auch mehrere Ebenen für eine Folie an, die man nacheinander oder abwechselnd einblendet. Lass dich von den Materialien auf den Plattformen inspirieren! *)
Wichtig ist der Unterschied zu einer Power-Point-Präsentation: Mit der Software für ein Interaktives Whiteboard lässt sich das Tafelbild ebenso dynamisch aufbauen wie an der alten Tafel, man besitzt aber deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Dynamik solltest du unbedingt nutzen und die Folie erst im Laufe der frontalen Phase bis zur vorbereiteten Darstellung „entwickeln“. Die Handschrift ist oft am Whiteboard schlechter als an der Grüntafel. Hier hilft Üben oder du nutzt Textfelder und die Handschrifterkennung bzw. eine virtuelle Tastatur am Board.
In den Schulungen wird oft gezeigt, wie toll die Board-Software mit Ms Office-Produkten zusammenspielt, Textdokumente oder Excel-Tabellen werden projiziert und bearbeitet. Bevor du so etwas machst, teste es allein im Klassenzimmer, setze dich in die letzte Reihe und prüfe, ob du alles gut erkennen kannst. Das wird meist nicht der Fall sein. Erstelle also besser separate Folien. Zur Not geht auch ein PDF, das du weitgehend verlustfrei vergrößern kannst.
Eine andere Frustquelle können unterschiedliche Auflösungen der Monitore in der Schule und an dem Gerät, an dem du dein Tafelbild erstellst, sein. Dies tritt besonders bei Textfeldern auf, die in einer bestimmten Schriftgröße beschrieben wurden. Hier hilft eine Vereinheitlichung der Monitoreinstellungen oder der pragmatische Ansatz, das Tafelbild an dem Gerät zu entwickeln, an dem du es nutzen willst.
Ach ja, und ganz wichtig:
6.) Lass auch deine Schülerinnen und Schüler ans Board!
*) Ein Tipp aus der Praxis: ich hänge immer an den Foliensatz noch Duplikate der „enthüllten“ Folien an, damit ich auch später noch weiß, was da so alles verborgen vorhanden ist.